Aldrovanda, die Wasserfalle

Aldrovanda, die Wasserfalle

Erstbeschreibung Carl von Linne 1753

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Systematik

Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige (Rosopsida)
Unterklasse: Nelkenähnliche (Caryophyllidae)
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Sonnentaugewächse (Droseraceae)
Gattung: Wasserfalle
Bot. Name: Aldrovanda vesiculosa

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Ertsmals erwähnt wurde die Wasserfalle im Jahre 1699 von Leonard Plukenet, von ihm wurde die Pflanze im selben Jahr in Indien entdeckt. Plukenet nannte die Pflanze damals Lenticula palustris indica. Im Jahre 1747 untersuchte Giuseppe Monti in Italien einige Pflanzen der Gattung und ließ sich bei der Bezeichnung der Pflanze vom Nachnamen des italienischen Arztes und Naturforscher Ulisse Aldrovandi inspirieren. Er nannte die Pflanze damals Aldrovandia vesiculosa. Die heute verwendete botanische Bezeichnung Aldrovanda stammt aus der offiziellen Erstbeschreibung der Gattung durch Carl von Linne im Jahre 1753, bei der das „i“ aus dem Namen verlorenging.

Die Wasserfalle ist monotypisch und somit die einzige Art ihrer Gattung, es sind keine Subspezies bekannt. Aldrovanda vesiculosa ist eine wurzellose Süßwasserpflanze, sie lebt vorzugsweise in flachen, sich im Sommer schnell erwärmenden, stehenden, oder sehr langsam fließenden Gewässern. Dort treibt sie knapp unter der Wasseroberfläche.

Die Wasserfalle besteht aus einem wurzellosen Spross, welcher auf einer Seite weiterwächst und auf der anderen Seite abstirbt. Die Ausfärbung der Aldrovanda variiert, abhängig von Herkunftsort und Sonneneinstrahlung, sehr stark und reicht von grün über rötlich angehaucht bis hin zu tief dunkelrot. Die Pflanzen sind durchschnittlich zirka 25 Zentimeter lang.

Der Spross der Aldrovanda besteht aus in sehr kurzen Abständen angeordneten Blattquirlen, welche jeweils zwischen fünf und neun Klappfallen tragen. Die Fallen sitzen am Ende von Blattstielen, welche mehrere mit Luft gefüllte Hohlkammern enthalten und so für den Auftrieb der Pflanze sorgen.

Aldrovanda vesiculosa kann sich auf dem vegetativen Weg auf zwei verschiedene Arten vermehren. Meist geschieht dies durch die Bildung neuer Sprosse, dazu verzweigt sich die Pflanze während der Wachstumsphase und bildet so viele Nebentriebe. Da der Haupttrieb auf einer Seite nach und nach abstirbt entstehen schnell viele weitere, voneinander unabhängige Sprosse. Die winterharten Formen der Wasserfalle vermehren sich über Turionen, die während der überwinterungsphase gebildet werden. Diese Turionen lösen sich im Herbst am Ende der Wachstumsphase von den Sprossspitzen und sinken wegen ihres hohen Gewichtes auf den Gewässergrund, wo sie den Winter über liegen bleiben. Die Turionen sind bis ca -15° Celsius frostbeständig. Erreicht das Wasser im darauffolgenden Frühjahr bestimmte Temperaturen, steigen die Turionen an die Wasseroberfläche und beginnen erneut mit dem Wachstum.

Nur unter sehr guten Bedingungen kommt die Wasserfalle zur Blüte und bildet nach erfolgreicher Bestäubung eine Samenkapsel welche sich unter die Wasseroberfläche neigt und dort reift. Die Kapsel öffnet sich auch unter Wasser und die Samen werden ausgespült. Die Gattung verbreitet sich über Epichorie, das heißt die auf der Wasseroberfläche treibenden Samen bleiben am Gefieder von Wasservögeln haften und werden so in andere Gewässer verschleppt.

Die Wasserfalle ziert seit 1984 das Logo der G.F.P – der Gesellschaft für fleischfressende Pflanzen im deutschsprachigen Raum.

Die Pflanze ist eine recht weit verbreitete Karnivorenart, sie ist auf fast allen Kontinenten zuhause. Ihre Verbreitung erstreckt sich von Indien und Russland bis nach Europa und Teilen Afrikas, Japan und Australien.

Sie lebt bevorzugt in sauberen, seichten, hellen und nährstoffarmen, schwach sauren Gewässern bei einem PH-Wert von 6 meist in Ufernähe zwischen Schilf, Binsen oder Seggen. In Asien wurde Aldrovanda angeblich auch schon in überschwemmten Reisfeldern gefunden.

In Europa ist die Wasserfalle vielerorts vom Aussterben bedroht oder, wie auch in Deutschland, bereits ausgestorben. Es sind wohl einige Standorte in Deutschland bekannt, diese gelten jedoch als angesalbt.

Die Gattung Aldrovanda läßt sich, gemäß ihrer geologischen Herkunft, in zwei verschiedene Wuchsformen unterteilen.

Die temperierten Wuchsformen sind in der nördlichen Hemisphäre beheimatet, dazu gehören die Pflanzen aus Europa, Nordamerika, Japan, Russland und Asien. Diese Wuchsformen bilden ohne Ausnahme, wie weiter oben beschrieben, im Herbst Winterknospen (Turonien) zur überwinterung aus, die auf den Grund des Gewässers sinken, der Rest der Pflanze stirbt über die Wintermonate ab. Die Turonien treiben im Frühjahr neu aus.

Die tropischen und subtropischen Wuchsformen sind in Indien, Afrika und Australien beheimatet. Diese Formen gedeihen das ganze Jahr über bei relativ gleichbleibenden Bedingungen und bilden keine Winterknospen aus. Bei zu niedrigen Temperaturen oder zu wenig Licht können sich diese Typen allerdings in knospenähnlliche Gebilde zurückziehen. Diese sind jedoch nicht frostbeständig und verfügen über voll funktionsfähige, wenn auch winzig kleine Fallen. Sind die Temperaturen wieder zum Wachstum geeignet wachsen die Pflanzen innerhalb kürzester Zeit mit nahezu gleicher Geschwindigkeit wie zuvor weiter.

Die Fallen von Aldrovanda vesiculosa erinnern sowohl im Aussehen als auch in der Funktionsweise stark an die Fallen ihrer nahen Verwandten, der Venusfliegenfalle – Dionaea muscipula. Die Fangorgane der Wasserfalle fallen zwar mit ca. 5 Milimetern Größe wesentlich kleiner als bei der Venusfliegenfalle aus, sie verfügen jedoch über denselben Auslösemechanismus.

Auch das Fangblatt der Aldrovanda ist an den Innenseiten, wenn auch mit wesentlich mehr Fühlhbörstchen ausgestattet, welche bei Berührung den Schließmechanismus auslösen. Der Schließvorgang der Wasserfalle geschieht in zirka einer fünfzigstel Sekunde, also sogar noch schneller als bei der Venusfliegenfalle.

Hat sich eine Falle geschlossen beginnt die Pflanze über an der Blattinnenseite liegenden Drüsen Verdauungssäfte abzusondern, diese zersetzen nun die gefangene Beute, die so freigesetzten Nährstoffe werden nun von der Pflanze aufgenommen und verwertet. Als Beute dienen größtenteils Mückenlarven und Wasserflöhe, aber auch Kleinkrebse und kleine Schnecken stehen auf dem Speiseplan der Aldrovanda.

Aldrovanda vesiculosa ist neben der berühmten Dionaea muscipula die einzige fleischfressende Pflanze mit einer aktiven Klappfalle.

Die Kultur von Aldrovanda vesiculosa galt lange Zeit als sehr schwierig, ja fast unmöglich. Werden jedoch einige grundlegende Faktoren berücksichtigt läßt sich die Wasserfalle recht gut kultivieren.

Als Kulturgefäß kann vom kleinen Goldfischglas bis hin zum großen Aquarium fast alles verwendet werden. Das absolute Minimum sollte ein Gefäß mit ca 3 Litern Fassungsvermögen darstellen. Grundsätzlich gilt die Regel: Je größer, desto besser. Das erforderliche ökologische Gleichgewicht stellt sich schneller bei größeren Wasser- und Pflanzenmengen ein und ist für ein gesundes Wachstum der Wasserfalle unabdingbar.

Als Substrat hat sich eine Mischung aus mehreren Bestandteilen bewährt. Auf den Grund des Behälters gibt man eine dünne Schicht aus getrockneten Binsen. Diese sollten vor der Einbringung ein paar Tage lang in Wasser eingeweicht werden, um Nährstoffe und Huminsäuren herauszulösen und so einem Nährstoffüberschuss und eventuellem Algenwuchs vorzubeugen. Durch die langsame Verrottung des Pflanzenmaterials wird Kohlendioxid (CO2) im Wasser freigesetzt, was dem Wachstum der Wasserfalle äußerst zuträglich ist. Auf die dünne Binsenschicht wird, um den PH Wert leicht zu erhöhen, eine ca 3-4 Zentimeter dicke Schicht aus Weißtorf aufgetragen, das Wasser wird also leicht angesäuert. Zusätzlich gibt man etwas Lehm und idealerweise ein paar kleine Tonscherben mit in das Substrat. Diese geben Bor und weitere Mineralstoffe, welche von Aldrovanda vesiculosa dringend für das Wachstum benötigt werden, an das Wasser ab. In das Substrat können nun noch ein bis zwei kleine Seggen gepflanzt werden, diese filtern sozusagen das Wasser indem sie überschüssige Nährstoffe aufnehmen und verwerten. Zu guter Letzt wird noch eine dünne Schicht grober Quarzsand eingebracht um ein aufschwemmen des Substrates zu verhindern. Bei der Algenbekämpfung können noch ein paar ausschließlich algenfressende Schnecken helfen. Damit schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens werden die lästigen Algen im Zaum gehalten, zweitens kann sich die Wasserfalle im Falle einer Fortpflanzung ihren Speiseplan mit Jungschnecken verfeinern.

In das so präparierte Kulturgefäß gibt man nun vorsichtig Regenwasser ein und läßt es ein bis zwei Wochen stehen, bis sich das biologische Gleichgewicht eingestellt hat. Die Wasserhöhe sollte nicht mehr als 20 Zentimeter betragen um ein recht schnelles erwärmen des Wassers zu ermöglichen. Alle Wuchsformen der Wasserfalle wachsen am Besten bei Temperaturen zwischen 18° und 25° Celsius . Die Idealtemperatur des Wassers kann mithilfe einer Heizmatte oder eines Heizstabs oder bei geschickter Platzierung an einem hellen Ost- oder Südfenster durch natürliche Sonneneinstrahlung erreicht werden.

Die temperierten Wuchsformen der Aldrovanda können, aufgrund der Ausbildung von Winterknospen in den kalten Monaten, durchaus im Gartenteich oder Moorbeet an geeigneter Stelle ganzjährig kultiviert werden.

Von |2021-12-06T21:35:45+00:00Januar 29th, 2015|Gattungen|0 Kommentare
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