Erstbeschreibung Carl von Linne 1753
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige (Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae)
Gattung: Fettkräuter
Bot. Name: Pinguicula
Die offizelle Erstbeschreibung der Gattung erfolgte im Jahre 1753 durch Carl von Linne. Erst im Jahre 1873 wurde der berühmte Charles Darwin von W. Marshall auf die haufenweise auf den Blättern der Pflanze kleben bleibenden Insekten aufmerksam gemacht. Das Fettkraut wurde daraufhin von Darwin eingehender untersucht und die Karnivorie der Gattung im Jahre 1875 von diesem bestätigt. Siegfried Jost Casper unterschied in seiner Monografie der Gattung aus dem Jahre 1966 46 Arten. Mittlerweile hat sich die Anzahl fast verdoppelt. Die meisten neuen Arten wurden in Mexiko entdeckt, auch in Europa sind in letzter Zeit einige neue Arten beschrieben worden.
Das Fettkraut ist in tropischen und subtropischen, sowie in gemäßigten Klimazonen beheimatet. Fast alle Fettkräuter sind mehrjährige krautige, terrestrisch, epiphytisch oder litophytisch wachsende Pflanzen und bilden eine hell- bis dunkelgrüne, teilweise auch leicht rötliche Blattrosette aus. Die Blätter der Pflanzen sind fest, glatt, sukkulent (wasserspeichernd) und weisen eine klebrige Oberfläche auf. Die verschiedenen Formen der Blätter reichen von rund oder oval über spatelförmig bis hin zu länglich spitz zulaufend. Die Größe der Blätter variiert stark je nach Pflanze zwischen 1-2 und über 20 Zentimetern. Fettkräuter verfügen über ein nur schwach ausgeprägtes Wurzelwerk, welches hauptsächlich zur Feuchtigkeitsversorgung, Aufnahme von Spurenelementen und der Verankerung im Boden dient. Die meisten temperierten, hibernakelbildenden Arten sind sogar wurzellos.
Fettkräuter können in grob in zwei Hauptgruppen mit jeweils zwei Untergruppen unterteilt werden. Die Arten werden je nach Vorkommen in zwei Wuchsformtypen (temperiert und tropisch) eingeteilt, welche wiederum in zwei Blattformtypen (homophylle und heterophylle Blattform) eingeteilt werden.
Allen Fettkräutern gleich ist das sie wechselnd, je nach Saison, sogenannte vegetative und generative Rosetten ausbilden. Die tropischen Wuchsformen bilden jeweils eine Blüte aus bevor sie mit der Bildung der darauffolgenden Rosette beginnen. Temperierte Wuchsformen hingegen bilden im Zentrum der vegetativen Rosette sogenannte Hibernakel zur Überwinterung aus. Erst nachdem die Überwinterungsphase abgeschlossen ist und die Pflanze mit dem Neuaustrieb der generativen Rosette begonnen hat beginnt sie mit der Bildung einer Blüte.
Die Arten der beiden Unterguppen werden anhand der Form der vegetativen und generativen Rosetten unterschieden. Der homophyllen Wuchsform gehören Arten an welche in Form und Größe identische Blätter, sowohl in der generativen, als auch in der vegetativen Rosette ausbilden. Von heterophyllen Wuchs hingegen spricht man wenn sich die Blätter der generativen und die der vegetativen Rosette in Form und Größe unterscheiden.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Karnivoren sind die Böden von Pinguicula am Naturstandort selten sehr arm an Mineralien und Nährstoffen. Die Pflanzen fühlen sich in feuchten Böden, an Fluß- oder Seeufern, in Feuchtwiesen oder moorartigen Gegebenheiten wohl, manche gedeihen auch auf nacktem Fels oder auf Kalksteinböden in Substratanlagerungen oder Moospolstern.
In Europa finden sich zwölf Arten der Gattung, wovon vier im deutschsprachigen Raum beheimatet sind. Davon dürfte wohl das gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgais) am bekanntesten sein. Die meisten in den gemäßigten Klimazonen Europas vorkommenden Fettkräuter sind winterhart
Insekten werden durch die glänzend schimmernde und süßlich duftende Blattoberfläche angelockt und von den mit Fangschleim besetzten Tentakeln gefangen und festgehalten. Daraufhin bilden die durch die Beute stimulierten Blätter eine kleine Mulde aus, bei einigen Arten rollen sich die Blattränder leicht ein.
Erst wenn eine Insekt gefangen wurde beginnen die sitzenden Drüsen mit der Produktion des enzymhaltigen Verdauungssekrets welches schließlich das gefangene Beutetier (meist kleinere Insekten wie Trauermücken, Fruchtfliegen, weiße Fliege oder auch kleine Ameisen) zersetzt. Die so freigesetzten Nährstofe können nun von der Pflanze aufgenommen werden.
Grundsätzlich lassen sich die meisten Arten an einem hellen, luftigen Standort, in einem gut durchlässigen, luftigen, lockeren Substrat kultivieren. Ein Gemisch aus Torf und Quarzsand im Verhältnis 2:1 hat sich bewährt, oft wird noch Lehm oder bei einigen Arten Kalk untergemischt. Das Substrat sollte bei allen Arten nur mäßig feucht gehalten werden, da vor allem in den Wintermonaten erhöhte Gefahr zur Würzelfäulnis besteht, weshalb im Winter unbedingt auf eine gute Durchlüftung geachtet werden sollte.
Für die meisten Fettkräuter ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 50% und 65% zu empfehlen. Die Temperaturen bewegen sich im Sommer idealerweise zwischen 20° und 30° Celsius.
Mexikanische Hochlandarten bilden im Winter eine wasserspeichernde (sukkulente) Winterrosette aus, während dieser Zeit sollten die Pflanzen bei 10° bis 15° Celsius kultiviert werden. Die europäischen winterharten Arten werden am Besten ganzjährig im Freien kultiviert, sie ziehen sich in den Wintermonaten in Winterknospen (Hibernakel) zurück und treiben im darauffolgenden Frühjahr wieder aus.
Pinguicula lassen sich sehr gut über Samen oder auf dem vegetativen Weg vermehren. Blattstecklinge von Fettkräutern mit heterophyller Wuchsform gelingen am Besten mit Blättern der Winterrosette. Hierzu wird das Blatt direkt am Ansatz vorsichtig von der Pflanze abgenommen und auf geeignetes Substrat gelegt, nach wenigen Wochen bilden sich an der Bruchstelle neue klein Pflänzchen. Winterharte Arten werden am Besten über Samen oder die teilweise sehr häufigen Blattknospen vermehrt.
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