Erstbeschreibung Carl von Linne 1753
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige (Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae)
Gattung: Wasserschläuche
Bot. Name: Utricularia
Der Wasserschlauch stellt mit über 250 Species die artenreichste aller karnivoren Gattungen dar. Die Erstbeschreibung von Utricularia erfolgte durch Carl von Linné im Jahr 1735. Der flämische Botaniker L’Obel hatte schon rund 150 Jahre zuvor Utricularia vulgaris in einem seiner Werke als „millefolium aquaticum“ beschrieben. Im Jahre 1875 veröffentlicht Charles Darwin seine Studien über fleischfressende Pflanzen in dem Buch „Insectivorous Plants“, kurze Zeite später wird von der Botanikerin Mary Treat der Fallenmechanismus des Wasserschlauchs erkannt und beschrieben.
Sowohl der deutsche Name Wasserschlauch als auch der lateinische Name Utricularia (utriculus bedeutet „kleiner Schlauch“ ) deuten auf die Form der Fangorgane hin, welche an altertümliche Behältnisse zur Aufbewahrung von Wasser erinnern.
Wasserschläuche sind ein- oder mehrjährige krautig wachsende Pflanzen. Utricularia läßt sich in aquatische Arten, halb-aquatische Arten, terrestrische Arten und epiphytische Arten unterteilen. Allen Utricularien gleich ist, das sie anstelle von Wurzeln über ein wirres Geflecht aus Saugfallen verfügen.
Aquatische Utricularien sind schwimmende Pflanzen, schweben also frei im Wasser und haben keinen Kontakt zum Boden. Terrestrisch wachsende Arten verfügen meist über ein in der Erde weitreichend verbreitetes, mit Fangorganen besetztes Geflecht. Die Fangblasen der aquatischen Arten fallen meist größer aus als die der anderen Arten. Dies liegt wohl an der Anpassung an das Leben im Wasser wo die Pflanzen auch auf den Fang größerer Beutetiere angewiesen sind. Das Aussehen der unterschiedlichen Arten varriiert innerhalb der Gattung mitunter sehr stark, dies bezieht sich sowohl auf die Größe und Form der Blätter, als auch die der Blüten. Selbst die anstelle von Wurzeln vorhandenen Fangblasen weisen die unterschiedlichsten Formen auf, wahrscheinlich weil sich die Pflanzen im Laufe der Zeit an verschiedene Beutetiere angepaßt haben. Die Form der Blätter reicht von mehreren Millimetern lang und fein gefiedert über tellerförmig rund bis hin zu dreißig Zentimeter und länger und oval geformt.
Ohne die wunderschönen, in Form und Farbenvielfalt stark varrienden und teils an Orchideen erinnernden Blüten wäre der Wasserschlauch eine sehr unscheinbare Karnivore. Nahezu alle Farben des Spektrums von weiß bis dunkelblau sind vertreten. Der Wasserschlauch ist, bis auf wenige Arten, selbstfertil, also selbstbefruchtend. Utricularien sind nahezu über den gesamten Erdball verbreitet und kommen somit in allen Klimazonen vor. Die Gattung ist eine der schnellsten im Pflanzenreich, der Fangvorgang geschieht innerhalb von wenigen hundertstel Sekunden.
Die aquatischen Arten haben sich über den gesamten Erdball verbreitet und kommen sowohl in stehenden, wie auch fließenden Gewässern vor. Sie stellen die größte der vier Untergruppen dar. In den gemäßigten Klimazonen bilden die aquatischen Wasserschläuche zur Überwinterung Winterknospen aus. Diese sogenannten Turionen sinken auf den Gewässergrund und treiben im darauffolgenden Frühjahr wieder aus.
Die terrestrischen und halbaquatischen Arten finden sich zumeist in sehr feuchten oder nassen Gebieten an Fluß- oder Seeufern, in Mooren oder auf Feuchtwiesen.
Die epiphytischen Arten leben als Aufsitzer in oder auf anderen Pflanzen, oft in Moospolstern, vermoosten Ästen oder Stämmen. Utricularia humboldtii findet sich sogar des Öfteren in den mit Wasser gefüllten Trichtern von Brocchinia reducta, einer anderen, in Süddamerika beheimateten Karnivore. Einige Arten wachsen auch litophytisch an glatten, überhängenden, von Wasser überrieselten Felswänden.
Der Klappmechanismus wird über härchenartige Borsten ausglöst die sich im Eingangsbereich der Fangblase befinden. Werden diese winzigen Härchen von einem Beutetier berührt, öffnet sich die Klappe und die Beute wird durch den so entstehenden Unterdruck in die Falle gesaugt. Dies geschieht in nur wenigen Bruchteilen einer Sekunde, die Fangbewegung zählt, wie schon erwähnt, zu den schnellsten im Pflanzenreich überhaupt.
Wird nun von der Pflanze verwertbare Nahrung erkannt, beginnt sie die mit der Produktion von Verdauungsenzymen. Die Beute wird mithilfe dieser Enzyme zersetzt und die so freigesetzten Nährstoffe werden von der Pflanze nun aufgenommen. Nach erfolgter Verdauung wird das Wasser aus dem Fangorgan ausgeschieden und der Unterdruck wieder aufgebaut, die Blase ist zu jetzt wieder zum Fang bereit.
Alle Arten sollten an einem sehr hellen Standort kultiviert werden, direkte Sonneneinstrahlung ist jedoch zu vermeiden. Die Luftfeuchtigkeit sollte idealerweise 70% oder höher sein.
Als Substrat für die terrestrischen und halbaquatischen Arten eignet sich sehr gut reiner Torf oder Torf mit grobkörnigem Quarzsand gemischt. Das Substrat sollte bei diesen Arten das ganze Jahr über sehr feucht gehalten werden, am Besten wird im Anstau bewässert.
Die aquatischen Arten sind für eine Haltung im Aquarium geeignet, hierbei muß natürlich auf eine gute Wasserqualitat geachtet werden. Diese erreicht man am Besten mit einem geigneten Filtersystem, beispielsweise von Eheim. Ein im Wasser untergebrachter, mit Torf gefüllter, zugebundener Strumpf kann zur Ansäuerung des Wassers verwendet werden. Die winterharten Arten können ohne Probleme das ganze Jahr über draußen im Teich kultiviert werden.
Epiphytische Arten fühlen sich in einem sehr lockerem und durchlässigem Substratgemisch wohl. Eine Mischung aus Sphagnum oder lockerem Torf mit Vermiculite oder Kokosfasern hat sich bewährt. Großblättrige Arten können auch sehr gut in lebendem Sphagnum kultiviert werden. Die Epiphyten unter den Wasserschläuchen bovorzugen einen luftigen, feuchten, aber in keinen Fall nassen Standort, eine Bewässerung im Anstau ist unbedingt zu vermeiden.
Vermehren lassen sich alle Arten relativ einfach auf dem vegetativen Weg durch Blattstecklinge oder Teilung, auch die Vermehrung über Samen funktioniert teilweise sehr gut.
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