Erstbeschreibung Carl von Linne 1735
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige (Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Schlauchpflanzengewächse (Sarraceniaceae)
Gattung: Schlauchpflanze
Bot. Name: Sarracenia
Bereits im Jahre 1576 tauchte die erste Schlauchpflanze in dem Werk „Stirpium Adversaria Nova“ von Matthias de L’Obel auf. L’Obel war ein flämischer Botaniker, die Pflanze wurde von ihm damals als „Thuris limpidi folio“ bezeichnet. 25 Jahre später wurde eine, heute als rote Schlauchpflanze (Sarracenia purpurea) bezeichnete Pflanze von Carolus Clusius, einem niederländischen Gelehrten, fälschlicherweise als eine Flieder-Art beschrieben.
Die „echte“ Erstbeschreibung erfolgte von Carl von Linné in seinem 1753 verfassten und als Standardwerk der Botanik geltenden „Species Plantarum“. Bei der beschriebenen Art handelte es sich wohl um Sarracenia purpurea. Der Name Sarracena wurde nach dem kanadisch-französischen Arzt und Botaniker Michel Sarrazin gewählt. Dieser schickte im späten 17. Jahrhundert einige Exemplare der Schlauchpflanze an den Pariser Botaniker Joseph Pitton de Tournefort (einem guten Bekannten von Sarrazin, den dieser während seines 3jährigen Studienaufenthalts in Frankreich kennengelernt hatte), welcher die Pflanze nach ausgiebigen Untersuchungen kurze Zeit später als Sarracena Canadensis beschrieb.
Michel Sarrazin gilt als Vater der kanadischen Botanik, viele der im 18. Jahrhundert entstandenen Bücher über Kanadas Pflanzenflora stützen sich auf seine Untersuchungen. Noch heute verleiht die Stadt Québec (Kanada) alljährlich den Michel-Sarrazin Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der biomedizinischen Forschung.
Im Jahre 1887 wurde die von Charles Darwin 12 Jahre zuvor vermutete Karnivorie der Gattung von dem Botaniker Joseph H. Mellichamp endgültig wissenschaftlich belegt. Sarracenia sind terrestrisch wachsende, horstbildende, mehrjährige Pflanzen, das Rhizom der Pflanze wächst horizontal unterirdisch. Diesem entspringen, je nach Alter, die juvenilen oder adulten (zur Karnivorie fähigen) Blätter (Schläuche). Schlauchpflanzen verfügen, wie ihre nahen Verwandten, die Heliamphoren, über einen altersabhängigen Blattdimorphismus. Das heißt die Blätter junger (juveniler) Pflanzen unterscheiden sich stark in der Form von denen erwachsener (adulter) Pflanzen. Erwachsene Pflanzen verfügen über ein relativ starkes, bis zu 25 cm tiefes Wurzelwerk.
Die Schlauchlänge der verschiedenen Arten reicht von ca. 20cm bis über 1.10m. Die Schläuche unterscheiden sich teilweise sehr stark in Form, Aderung und Ausfärbung innerhalb der Gattung, die Farbenpracht reicht von tiefrot über grüngelblich bis hin zu fast gänzlich weiß. Sarracenia minor und Sarracenia psicattina besitzen am Schlauchäußeren „transparente Fensterchen“, welche vermutlich der vermeintlichen Beute ein Entkommen zu jederzeit ins Freie suggerieren sollen.
Sarracenien bilden bei Lichtmangel oder anderen Kulturfehlern oft dünne, nicht karnivore Blätter, sogenannte Phyllodien, aus. Einige Arten tun dies auch in der Ruhephase, es wird angenommen das diese Blätter als Energiereserve dienen sollen.
Alle Schlauchpflanzen besiedeln relativ feuchte oder nasse Standorte wie Sümpfe, Feuchtwiesen oder Moore in gemäßigt warmen Klimazonen. Die Eigenschaften des Bodens am Naturstandort sind sauer und nährstoffarm, oft gedeihen Pflanzen der Gattung auch in relativ lockerem, sandigem Substrat. Der Boden am natürlichen Habitat ist jedoch immer sehr feucht, ja fast nass. Die Papageien-Schlauchpflanze (Sarracenia psittacina) wächst vorzugsweise sogar in extrem nassen Überschwemmungsgebieten und steht dort auch über längere Zeitphasen komplett unter Wasser.
Sarracenien sind wahrhafte Sonnenanbeter, sie bevorzugen meist helle, unbeschattete Standorte mit sehr viel Lichteinfall, selten sind Sarracenien in direkter Nachbarschaft mit hohen Sträuchern oder Bäumen zu finden.
Am Peristrom und im oberen Schlauchbereich bildet die Pflanze jede Menge Nektar aus, wodurch die Beute schließlich in das Schlauchinnere gelockt wird. Ein Entkommen des Beutetieres soll schon hier durch abwärtsgerichtete Haare verhindert werden, diese versperren den rettenden Weg zum Schlauchrand. Der Beute bleibt so nur der weitere Weg abwärts in den Schlauch. Das Opfer gelangt so in die dritte Zone, diese ist mit einer wachsartigen Schicht überzogen, unbehaart und mit Drüsen bezetzt.
Diese Drüsen sondern ein Verdauungsenzyme enthaltendes zähflüssiges Sekret ab. Das Insekt findet auf der glatten Oberfläche keinen Halt mehr und rutscht ab in Zone vier. Das ist der untere Schlauchbereich, die Verdauungszone, hier wird die Beute von den Verdauungsenzymen zersetzt und die so gelösten Nährstoffe und Elemente von der Pflanze aufgenommen.
Die Pflanze fühlt sich am Wohlsten sicher draußen auf der Fensterbank oder im Moorbeet, aber auch die Kultur im Gewächshaus ist möglich. Sarracenien gehören zu den eher anspruchlosen Karnivoren, sie sind sehr robust und weitgehend unempfindlich gegen Kälte. alle Arten vertragen sogar leichten Frost. S. flava, S. purpurea und S. oreophila sind sogar absolut winterhart, diese Arten können das ganze Jahr über draußen im Freien kultiviert werden. Alle anderen Arten überwintern am Besten bei ca 5° Celsius an einem hellen Ort. Während der Ruhemonate ist für ausreichende Belüftung zu sorgen, auch das Substrat sollte nun etwas trockener gehalten werden, da während dieser Zeit die Gefahr recht hoch ist das die Pflanze von Schimmel befallen wird.
Als Substrat ist eine luftige Mischung aus Torf und Sand zu empfehlen, es kann aber auch bedenkenlos reiner Torf verwendet werden. Ältere Pflanzen bilden ein recht großes Rhizom und tiefe Wurzeln, deshalb macht es durchaus Sinn die Pflanzen bereits am Anfang in recht tiefe und breite Töpfe zu setzen. Die Pflanzen können problemlos das ganze Jahr über im Anstau stehen.
Sarracenien lassen sich recht gut über Samen vermehren, diese sind recht spät (Herbst) zu ernten. Die Samen der Schlauchpflanze müssen einer Kältestratifikation unterzogen werden, sollen sie erfolgreich keimen. Dazu können die Samen in ein befeuchtetes Tuch eingewickelt und so ein paar Wochen in den Kühlschrank verfrachtet werden. Die vorbehandelten Samen sollte dann frühestens Ende Februar / Anfang März an einem feuchten, warmen Standort ausgesät werden. Wesentlich schneller geht die Vermehrung allerdings auf dem vegetativen Weg. Ältere, gesunde Pflanzen teilen sich oft, bilden also mehrere Vegetaionspunkte aus. Diese Vegetaionspunkte können entweder mit einem scharfen Messer abgeschnitten oder einfach abgebrochen und wieder eingepflanzt werden. Hierbei ist unbedingt darauf zu achten das die Pflanze an dem abgetrennten Rhizomstück schon Wurzeln gebildet hat.
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