Informationen
dass der Fangvorgang bei Utricularia zu den schnellsten Bewegungen im Pflanzenreich gehört?
dass die Milbe „Sarraceniopus darlingtoniae“ ausschließlich in den Fangorganen der Darlingtonia californica zu finden ist?
dass der Kannensaft der Nepenthes von Einheimischen zum Auswaschen entzündeter Augen verwendet wird?
dass der „Darlingtonia Botanical Wayside“ das einzige Naturschutzgebiet in Oregon darstellt, welches einer einzigen Art gewidmet ist?
dass Heliamphora mit 23 (Stand 2021) beschriebenen Arten die größte Gattung innerhalb der Schlauchpflanzengewächse darstellt?
dass die korrekte Übersetzung von Dionaea muscipula Mausefalle und nicht Fliegenfalle ist?
dass Drosera medinzinische Wirkstoffe enthält, welche oft in Hustenmedizin verwendet werden?
dass in Borneo die Kannen der Nepenthes als „Reiskochtopf“ verwendet werden?
dass das australische Urvolk, die Aborigines, die Knollen der australischen Knollendrosera essen?
dass der Wasserschlauch mit zirka 250 bekannten Arten die artenreichste karnivore Gattung darstellt?
dass eine stilisierte Aldrovanda das Logo der Gesellschaft für fleischfressende Pflanzen (G.f.P.) ziert?
dass Roridula von Einheimischen gezielt als Fliegenfänger verwendet werden?
dass Ansalbungen der Schlauchpflanze Sarracenia purpurea an mehreren Standorten in Europa zu finden sind, darunter befindet sich auch Deutschland?
dass Karnivoren bis in Höhen von 3200 m über dem Meeresspiegel vorkommen?
das die Fachzeitschrift der G.F.P. den deutschen Namen von Drosophyllum (das Taublatt) trägt?
dass auf Madagaskar zwei Nepenthes Arten beheimatet sind?
dass Heliamphora tatei durch Stammbildung bis zu vier Meter hoch werden kann?
das das kleinste Fangorgan einer fleischfressenden Pflanze weniger als einen Millimeter misst?
dass es Ameisen (Camponotus schmitzi) gibt, welche sich auf ein Leben in den Kannen von Nepenthes spezialisiert haben?
dass es bei den fleischfressenden Pflanzen fünf unterschiedliche Fallentypen gibt?
dass Karnivoren auf allen Kontinenten, mit Ausnahme der Antarktis vorkommen?
dass Südamerika den artenreichsten Kontinent darstellt (Brocchinia, Catopsis, Drosera, Genlisea, Heliamphora, Pinguicula, Utricularia)?
das in Deutschland 3 karnivore Gattungen beheimatet sind (Drosera, Pinguicula, Utricularia)?
dass eine fleischfressende Pflanze (vermutlich D. rotundifolia) zum ersten Mal schon im zwölften Jahrhundert literarisch erwähnt wurde?
dass auf dem Mount Kinabalu etwa die Hälfte aller bekannten Borneo-Nepenthes beheimatet sind?
dass die Larven der australischen Stelzenfliege „Badisis ambulans“ in den Krügen der Zwerkruges heranwachsen?
dass die Wanzen der Roridula nicht nur für Blattdüngung sorgen, sondern auch für die Bestäubung verantwortlich sind?
dass es echte Tiefland Heliamphora (H. ciliata ) gibt?. Die Pflanzen wurden in der Gran Sabana auf 600m üNN gefunden.
dass Drosophyllum bis zum Jahre 1989 der Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae) zugeordnet war?
dass das Hakenblatt bei ausreichendem Nährstoffangebot das karnivore Stadium einfach auslässt und stattdessen direkt mit dem Austrieb beginnt?
dass der Wasserschlauch anstatt eines Wurzelsystems über ein Geflecht aus kleinen Fangblasen verfügt?
dass Pinguicula zur Familie der Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae) gehört?
dass sich die Wasserfalle durch Epichorie (Vögel verschleppen Samen, welcher am Gefieder haftet, in andere Gewässer) verbreitet?
Eine kurze Einführung
Was sind eigentlich Karnivoren, fleischfressende Pflanzen oder Insektivoren?
Als Karnivoren, fleischfressende Pflanzen, oder Insektivoren werden Pflanzen bezeichnet, die mit Hilfe unterschiedlichster Fangmethoden zumeist Insekten wie Fliegen, Mücken und Ameisen oder Kleinstlebewesen wie Fadenwürmer, Einzeller und Wasserflöhe fangen. Einige größere Arten können allerdings auch kleinen Wirbeltieren, wie Mäusen und Ratten oder kleinen Reptilien und Amphibien zum Sarg werden. Die Verdauung der gefangenen Beute erfolgt bei den meisten Arten mit Hilfe von eigens produzierten Enzymen. Einige Arten sind beim Verdauungsvorgang allerdings auf Bakterien angewiesen, welche die Beute zersetzen und so Nährstoffe freilegen die dann von der Pflanze verwertet werden können, diese Pflanzen werden als präkarnivor bezeichnet.
Karnivoren decken den größten Teil ihres Nährstoffbedarfs über die zu Fangorganen umfunktionierten Blätter und nicht wie normale Pflanzen über die Wurzeln ab. Das ist der Grund warum diese Pflanzengruppe meist sehr tolerant gegenüber extrem nährstoffarmen Böden ist. Man findet Karnivoren in Gebieten wie sumpfigen Feuchtwiesen, sauren Torfmooren und ausgewaschenen Sand- oder Felsböden.
Die Antarktis ausgenommen sind Karnivoren auf allen Kontinenten unserer Erde beheimatet. Dort gedeihen sie in unterschiedlichsten Gegenden. Während beispielsweise der Cephalotus (Zwergkrug) nahe der australischen Stadt Perth in küstennahen Regionen wächst, sind Heliamphora (Sumpfkrug) ausschließlich auf den abgelegen Tafelbergen Venezuelas zu finden.
Die 8 Familien der fleischfressenden Pflanzen sind in 19 Gattungen unterteilt, welche sich durch ihr Erscheinungsbild und ihren Habitus, sowie ihren verschiedenen Fangmechanismen teilweise sehr stark voneinander unterscheiden.
Zur Zeit sind etwa 1000 fleischfressende Pflanzen bekannt. Allerdings werden immer wieder weitere Arten entdeckt und als karnivor eingestuft.
Fallentypen
Eine Übersicht der 5 Fallentypen
Die unterschiedlichen Fangmechanismen der fleischfressenden Pflanzen unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander. Nachfolgend werden die fünf Fallentypen aufgelistet und erklärt.
Grubenfallen
Bei den Grubenfallen bilden umgeformte Blätter krug-, schlauch- oder kannenförmige, mit Flüssigkeit gefüllte Gefäße. Die oberen Ränder dieser Gefäße sind meist mit kleinen Nektardrüsen besetzt, welche ein süßlich duftendes Sekret absondern. Durch den süßen Nektar angelockte Insekten fallen ins Innere der Falle. Nach innen gerichtete, kurze Haare oder extrem glatte Oberflächen im inneren Bereich des Fangblattes machen ein Entkommen der Opfer unmöglich. Die gefangene Beute wird mit Hilfe von Verdauungsenzymen und/oder Bakterien zersetzt, die so freigesetzten Nährstoffe werden über die Blattinnenseiten der Fangorgane aufgenommen.
Folgende Gattungen verfügen über diesen Fallentyp:
Brocchinia, Catopsis, Cephalotus, Darlingtonia, Heliamphora, Nepenthes und Sarracenia
Klappfallen
Der wohl bekannteste Fallentyp – wer kennt nicht die Venusfliegenfalle mit ihren blitzschnell zuschnappenden Fallen. Sie zählen zu den aktiven Fallen. Klappfallen bestehen aus zwei Blatthälften, welche sich in Sekundenbruchteilen schließen können. Die Beute wird durch die meist auffällige Färbung der Dionaea und durch süßlichen Nektar angelockt, welcher von kleinen, sich auf den Innenseiten der Fallen befindenden Drüsen produziert wird. Auf den Innenseiten der Fangblätter befinden sich außerdem mehrere kleine Härchen. Werden diese innerhalb kurzer Zeit mehrmals berührt, wird der Schließmechanismus ausgelöst und die Falle schnappt zu. Im Inneren der Falle wird ein Verdauungsenzym produziert, welches das Zersetzen der Beute übernimmt und Nährstoffe zur Aufnahme freigibt.
Folgende Gattungen verfügen über diesen Fallentyp:
Aldrovanda, Dionaea
Klebefallen
Bei Karnivoren mit Klebefallen sind die Blätter mit kleinen Drüsen besetzt, welche den sogenannten Fangschleim produzieren. Durch die süßlich duftenden und an Tau erinnernden Tropfen des Fangschleims werden die Beutetiere angelockt. Sind diese erst mal mit dem klebrigen Sekret in Kontakt gekommen, wird ein Entfliehen immer schwieriger. Bei Fluchtversuchen berührt das Opfer weitere Drüsen und verklebt mehr und mehr, bis es sich nicht mehr bewegen kann und irgendwann verendet. Auch hier geschieht die Zersetzung der Beute mit eigens produzierten Enzymen. Aufgenommen werden die freigesetzten Nährstoffe über weitere, auf den Blättern befindliche Drüsen.
Folgende Gattungen verfügen über diesen Fallentyp:
Byblis, Drosera, Drosophyllum, Pinguicula, Roridula und Triphyophyllum
Reusenfallen
Diesen Fallentyp findet man ausschließlich bei der Gattung Genlisea. Am Eingang der Reusen befinden sich winzige, nach innen gebogene Härchen, welche der Beute ein leichtes Eindringen in die Falle ermöglichen. Weitere nach innen gebogene Härchen leiten die Beute tiefer ins Falleninnere bis zu einer Verdauungsblase, dem sogenannten Magen. Versucht das Opfer entgegen der Haarrichtung Richtung Ausgang zu kriechen, so biegen sich die Haare nach oben und verschränken sich ineinander. Eine äußerst wirksame, unüberwindbare Barriere für die Beutetiere. Im Magen sitzende Drüsen beginnen nun mit der Produktionen von Verdauungsenzymen, die so freigesetzten Nährstoffe über die Magenwand von der Pflanze aufgenommen.
Folgende Gattung verfügt über diesen Fallentyp:
Genlisea
Saugfallen
Saugfallen sind nur bei der Gattung Utricularia zu finden. Die Fangorgane bestehen aus lüftgefüllten und mit einer Klappe versehen Blasen. Im Eingangsbereich der Fangblase befinden sich kleine härchenartige Borsten. Werden diese winzigen Härchen von einem Beutetier berührt wird der Klappmechanismus ausgelöst – die Klappe öffnet sich blitzschnell und die Beute wird durch den so entstehenden Unterdruck in die Falle gesaugt. Dies geschieht in nur wenigen Bruchteilen einer Sekunde, die Fangbewegung zählt zu den schnellsten im Pflanzenreich überhaupt. Die Pflanze beginnt nun mit der Produktion von Verdauungsenzymen. Die Beute wird mithilfe dieser Enzyme zersetzt und die so freigesetzten Nährstoffe von der Pflanze aufgenommen. Nach erfolgter Verdauung wird das Wasser aus dem Fangorgan ausgeschieden und der Unterdruck wieder aufgebaut, die Blase ist zu jetzt wieder zum Fang bereit.
Folgende Gattung verfügt über diesen Fallentyp:
Utricularia
Naturstandorte
Fleischfressende Pflanzen am Naturstandort
VENEZUELA – Gran Sabana
Die große Savanne liegt in einer auf 900 – 1400 Meter über NN gelegenen und ca. 300.000 km2 umfassenden Hochebene im Nationalpark Canaima zwischen dem Amazonasbecken und dem Orinoco Delta, umgeben von riesigen Tafelbergen.
Die Gesteine der Erdkruste hier stammen aus der Erdurzeit und formten früher den westlichen Teil des Urkontinentes Gondwana. Erosion zerklüftete im Laufe von Jahrmillionen die Sandsteinmassen. übrig blieben zerklüftete Täler und gewaltige, massive Tafelberge, die in der Sprache der einheimischen Indianer Tepuis genannt werden. Ihr Alter wird auf ca. 1.6 Milliarden Jahre geschätzt.
Die Gran Sabana und die Tepuis in diesem Gebiet zeichnen sich durch eine einzigartige und eigentümliche Flora und Fauna aus. Ein Großteil der Tiere und Pflanzen haben sich in der über Millionen von Jahren anhaltenden Isolation zu endemischen, also ausschließlich hier beheimateten, Arten entwickelt.
In der Gran Sabana sind unter Anderem die karnivoren Bromelien Brocchinia reducta und Brocchinia hechtioides, Catopsis berteroniana sowie einige Drosera-, Genlisea- und Utricularia Arten beheimatet. Auch Sumpfkrug Arten wie Heliamphora heterodoxa sind hier vereinzelt zu finden, der Großteil der Sumpfkrüge jedoch ist auf den Tafelbergen zuhause. Die zahlreichen Flüsse und Feuchtgebiete der Gran Sabana werden von den immensen Wassermassen, welche von den umliegenden Tepuis als Wasserfälle in die Tiefe stürzen, gespeist.