Darlingtonia, die Kobralilie

Darlingtonia, die Kobralilie

Erstbeschreibung John Torrey 1853

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Systematik

Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige (Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Schlauchpflanzengewächse (Sarraceniaceae)
Gattung: Kobralilie
Bot. Name: Darlingtonia
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Die Kobralilie wurde im Jahre 1841 in Kalifornien südlich des Mount Shasta durch J. D. Brackenridge entdeckt. Brackenridge war ein us-amerikanischer Botaniker. Die Darlingtonia wurde während einer, im Auftrag der damaligen US-Regierung durchgeführten, Expedition am Fuße des Berges in sumpfigen Feuchtwiesen gefunden. Die Erstbeschreibung erfolgte im Jahre 1850 durch den amerikanischen Naturwissenschaftler John Torrey, veröffentlicht wurde sie jedoch erst drei Jahre später.

Ihre botanische Bezeichnung verdankt die Gattung dem nordamerikanischen Botaniker William Darlington, einem guten Freund von John Torrey, der die Pflanze nach dessen Namen benannte. Die deutsche Bezeichnung Kobralilie oder Kobrapflanze rührt vom Aussehen der Fangorgane her, die mit ihren breiten gehobenen Köpfen und der nach unten hängenden Zunge stark an aufrecht stehende Kobras erinnern. Den Artennamen californica entstammt dem Standort des ersten Fundortes – Kalifornien.

Die Kobralilie ist eine monotypische Gattung, es existiert also nur die eine Unterart Darlingtonia californica. Sie gehört derselben Familie wie die nordamerikanischen Schlauchplanzen an und ist eng mit diesen verwandt. Dies ist die Familie der Schlauchpflanzengewächse (Sarraceniaceae).
Darlingtonia californica
Darlingtonia californica ist eine mehrjährige, krautige, terrestrisch wachsende, rhizombildende Pflanze. Die direkt aus dem kriechenden Rhizom wachsenden Blätter bilden eine lose Rosette. Die bis zu einem Meter hoch werdenden Blätter der Kobrapflanze sind innen hohl und schlauchförmig ausgebildet und gehen am Ende in eine helmartige Haube über. An der Unterseite dieses helmartigen Auswuchses befindet sich ein kleines waagerecht angeordnetes Loch, an dessen Vorderseite die gespaltene Zunge nach unten hängt. Die Farbe der Blätter variiert stark und reicht von einem komplett hellen grün über grüne Schläuche mit rötlich ausgefärbten Köpfen bis hin zu gänzlich roten Schläuchen.

Die jüngeren Blätter der Darlingtonia wachsen flach auf dem Boden aufliegend mit aufrecht stehendem Kopf, die Zunge liegt bei diesen Blättern auf dem Boden auf und dient so der Anlockung von kriechenden Insekten, während die später ausgebildeten, älteren Blätter komplett senkrecht stehen und Beute aus der Luft anlocken sollen. Auf jedem Schlauch der Kobralilie sitzt an der Vorderseite eine, über die gesamte Länge reichende, Flügelleiste. Alle Blätter sind in sich verdreht, so das die an den Köpfen herabhängende Zungen nach außen zeigen, wahrscheinlich um die Beute so besser anlocken zu können. Am oberen und hinteren Bereich des Kopfes befinden sich lichtdurchlässige Fenster.

Das Verbreitungsgebiet der Kobralilie beschränkt sich auf den Nordwesten der USA, dort wächst sie endemisch in den Grenzgebieten der beiden Staaten Kalifornien und Oregon. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt auf dem Mount Shasta im Norden Kaliforniens.

Sie findet sich sowohl in hohen Gebirgslagen auf 2500 Meter über NN, als auch in den Küstengebieten Westoregons. Die Pflanzen aus den höheren Lagen halten wesentlich härtere Bedingungen aus und kommen auch mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt zurecht, wohingegen die Pflanzen aus den küstennahen Gebieten nur bedingt winterhart sind.

Dort gedeiht sie an vollsonnigen Standorten mit felsigen Böden und geringem Nährstoffangebot oder in ganzjährig feuchtnassen Mooren oder Feuchtwiesen in großen Sphagnumpolstern, aber auch an sandigen Fluss- oder Bachläufen. Die Wurzeln der Pflanzen werden an den natürlichen Standorten oft von fließendem Wasser umspült.

Die zu Fangorganen umgebildeten Blätter der Darlingtonia lassen sich, wie die der Sarracenia und der Heliamphora in mehrere Bereiche unterteilen. Die oberste Zone stellt die mit Nektardrüsen besetzte Zunge und die waagerecht liegende Öffnung mit dem nach innen gewölbten und ebenfalls mit Nektardrüsen überzogenem Peristrom dar.

Die Beute wird durch die rotgefärbte, nektarbenetzte Zunge oder über die ebenfalls nektarbenetzte Flügelleiste angelockt und gelangt so über die Öffnung in die zweite Zone, die Haube. Den Weg zurück zur rettenden Öffnung versperrt nun der nach innen gewölbte Peristromkragen. An der Ober- und Hinterseite der helmartigen Haube befinden sich lichtdurchlässige Fenster, welche dem Insekt einen Weg nach draußen suggerieren. Die gefangenen Beutetiere stoßen, bei dem Versuch nach draußen zu fliegen, immer wieder gegen die Schlauchinnenseite und gelangen so in die dritte Zone, den oberen Schlauchbereich.

Dieser grenzt direkt an den Helm an und ist mit wachsigen, sehr glatten, nach unten gerichteten Haaren überzogen. Diese versperren den Weg zurück nach oben und lassen eine Fortbewegung in nur eine Richtung zu, nach unten. Die Beute gelangt so in die vierte und unterste Zone und stürzt schließlich in den mit Wasser gefüllten Schlauchboden wo sie letztendlich ertrinkt.

Im Gegensatz zu ihren nahen Verwandten, den Sarracenien, ist die Kobralilie nicht in der Lage eigene Enzyme zur Verdauung zu produzieren. Sie ist, wie Heliamphora, auf Bakterien angewiesen, welche die Beute zersetzen. Erst die durch Zersetzung freigesetzten Nährstoffe können von der Pflanze aufgenommen und verwertet werden.

Möchte man diese nicht ganz einfach zu haltende Gattung erfolgreich kultivieren sind ein paar Regeln einzuhalten. Die Pflanzen dürfen im Sommer ruhig warm bis heiß stehen, wobei allerdings unbedingt darauf zu achten ist das das Substrat und somit die Wurzeln recht kühl gehalten werden.

Eine direkte Sonneneinstrahlung auf das Kulturgefäß im Sommer ist also zu vermeiden, dies wird am einfachsten durch Schattierung desselben erreicht. Das Substrat kann auch mehrmals täglich mit kaltem Wasser übergossen werden. Die Verwendung von offenporigen Substratbehältnissen birgt den Vorteil das durch Verdunstungskälte das Wurzelwerk zusätzlich gekühlt wird, Tontöpfe sind hierzu beispielsweise sehr gut geeignet.

Die Pflanze fühlt sich im Gewächshaus oder auf der Fensterbank sehr wohl, besser eignet sich die Kultur im Moorbeet, wo die Kobralilie tief genug in das Substrat eingebracht werden kann um so einer zu starken Erwärmung im Wurzelbereich vorzubeugen. Eine Luftfeuchte von ca 60% ist gut ausreichend. Bei der Kultur auf der Fensterbank kann ein dickes Sphagnumpolster auf der Subtratoberfläche oder mit Wasser gefüllte Schalen, welche neben der Pflanze aufgestellt werden, zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit beitragen. Draußen im Moorbeet oder im Gewächshaus herrscht durch Verdunstung im Normalfall eh schon ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit. Für die Haltung in einem Terrarium ist Darlingtonia absolut ungeeignet.

Als Substrat ist eine lockere, luftige Mischung aus Torf und Sand oder Sphagnum und Sand zu empfehlen, es kann aber auch bedenkenlos reiner Torf oder lebendes Sphagnum verwendet werden. Die Pflanze kann das ganze Jahr über in leichtem Anstau gehalten werden, dauernde Staunässe sollte allerdings vermieden werden, deshalb ist es empfehlenswert den Untersetzer zwischen den Wassergaben ab und an mal ein paar Tage trocken stehen zu lassen.

Die Kobralilie ist relativ unempfindlich gegenüber Kälte, alle Klone vertragen leichten Frost. Eingewöhnte Pflanzen oder solche aus höheren Gebirgslagen können den Winter über durchaus im Moorbeet oder an einer geeigneten Stelle im Freien belassen werden. Hierbei ist allerdings unbedingt darauf zu achten das das Substrat nicht völlig durchfriert. Wird die Pflanze im Haus überwintert, sollten die Temperaturen möglichst 10° Celsius nicht übersteigen. Während dieser Zeit ist das Substrat nur mäßig feucht zu halten und für eine ausreichende Belüftung zu sorgen.

Die Vermehrung gelingt am Besten auf dem vegetativen Weg. Ältere Pflanzen bilden gerne neue Jungpflanzen an langen unterirdischen Ausläufern. Diese können, sobald Wurzeln gebildet wurden, von der Mutterpflanze abgetrennt und in geeignetem Substrat weiter kultiviert werden. Bei mehrtriebigen älteren Pflanzen ist auch eine Vermehrung über Teilung des Rhizoms möglich. Da die Kobralilie aber recht empfindlich auf Störungen des Wurzelstocks reagiert, ist die Vermehrung über Ausläufer definitiv die bessere Methode.

Von |2020-06-26T09:42:29+00:00Januar 29th, 2015|Gattungen|0 Kommentare
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